Von den „Alten“ lernen

Dies ist ein sehr persönlicher Eintrag, denn dieser Blogeintrag entsteht in Gedenken an meine Großeltern und was wir von den Großeltern lernen können. Ich habe und hatte wundervolle Großeltern und bin für die Zeit mit ihnen sehr Dankbar. Von einem meiner letzten Gespräch möchte ich mit euch etwas teilen.

Noch im September 2021 habe ich mit meinem „Opa Günther“ in einer Gaststätte zusammen-gesessen. Wir hatten beide in der Woche Geburtstag (ich 39 Jahre und er 89 Jahre). Es war wie immer sehr schön und er hat sich auch sehr gefreut. Als wir fertig waren mit essen und die ersten schon nach draußen gingen, saß ich noch mit meinem Großvater da und unterhielt mich mit Ihm. Er war Glücklich, Glücklich über die gemeinsame und, dass es allen gut ging.

1.    Ärger dich nicht über Idioten

Schon am Anfang des Gespräches nach den üblichen Floskeln fragte ich meinen Großvater „Opa, nun sag mir doch mal was in den nächsten 50 Jahren auf mich zukommt?“ Und so begann unser letztes richtiges Gespräch. „Ich sag dir ein mein Junge, ärger dich nicht über Idioten. Die sind die Zeit und den ärger nicht wert.“ Wie recht er damit hat. Wir alle ärgern uns über die Handlungen und Aussagen anderer. Zum teil über Menschen, die wir nicht einmal kennen und mit denen wir absolut nichts zu tun haben. Aber all dieser ärger ist verschwendete Zeit und Energie. Wir tuen gut daran, Dinge so zu akzeptieren wie sie sind und keine Energie in Situationen zu verschwenden, welche uns weder weiterbringen noch jemanden nutzen. Auch wenn dieses Wissen schon vorhanden ist, so hilft einem eine solche Aussage sich das immer wieder vor Augen zu führen und bewusster wahrzunehmen. Am Ende ist es verlorene Zeit und wie wir wissen ist Zeit das einzige was wir nicht zurück bekommen wenn sie einmal verstrichen ist.

Klar es ist einfach sich ein Feindbild zu machen um schnell ein Gesprächsthema mit anderen zu finden. Dabei gerät man aber schnell in eine Negativspirale und ehe man sich versieht ist man gemeinsam am schimpfen und lästern und vergeudet so wertvolle Zeit. Nutz lieber angenehme Ding für die Unterhaltungen und am besten Themen, welche euch und euren Gegenüber weiterbringen.

2.    Mein Junge du musst klauen so viel wie es geht!

„Ich habe geklaut was ging. Ich habe so viel geklaut wie ich nur konnte“ Waaaas? Damit habe ich nicht gerechnet. Ich war kurz etwas verwirrt und geschockt. „Mein Junge, du musst klauen so viel wie es geht! Du musst mit den Augen klauen!“ Ja es ging hier nicht um Diebstahl, sondern darum von anderen zu lernen. Informationen mit den Augen aufzunehmen um sich selbst weiter zu entwickeln. Mein Großvater wurde 1932 geboren und hat seine Kindheit und Jugend somit in Kriegszeiten und in den Nachkriegsjahren verbracht. Alle mussten buckeln und vieles wieder aufbauen. Über die ganzen Mängel, an für uns ganz natürlichen Dingen, brauche ich hier denke ich nicht schrieben. Eine Ausbildung (wenn das möglich war) und dann dorthin wo es etwas zu tun gab. Die Arbeit für Junge Männer war kein Zuckerschlecken. Um etwas zu lernen und weiterzukommen, musste man sich ran halten. So beobachtete mein Großvater alles was für Ihn wichtig war und was Ihn weiterbringen konnte. Kam ein Mechaniker vorbei, so half er diesem und passte genau auf was dieser tat. In fast allen Bereichen hat er versucht etwas zu lernen. Immer verfolgte er aufmerksam jeden der etwas besser konnte als er.

Für uns gilt dies ebenso. Ich treffe oft Menschen, welche in anderen Bereichen tätig sind und bin oft über deren Wissen und Fachkompetenz erstaunt. Auch ich höre da genau zu und tausche mich gern aus. Auch im Bereich der Fertigungssteuerung, gibt es immer wieder Neuerungen oder Wege, die mir nie in den Sinn gekommen wären. Auch hier höre ich zu und überdenke meine Ansichten. Mit einem ehemaligen Kollegen bin ich ein paar Mal in den Schlagabtausch gegangen. Einfach drauf los. Ideen gegenseitig vorgestellt und diese diskutiert. Es gibt unzählige Chancen etwas zu lernen. Ich kann allen nur empfehlen diese zu nutzen. Sei es mit den Augen oder den Ohren. Seid offen für neues und werdet stetig besser.

3.    Kümmere dich um die Familie

Seit dem ich meinen Großvater kenne, lag ihm nichts so sehr am Herzen wie die Familie. Es ging ihm immer darum, dass es allen gut ging und das die Familie in Harmonie miteinander lebt. „Kümmere dich um die Familie, die Familie ist das wichtigste im Leben.“ Und auch dieser Satz war nicht nur daher gesagt, nein er meinte es auch so. Er war ein Kämpfer, der für mich unvorstellbare Dinge durchgemacht hat. Er hat immer gearbeitet und die Familie unterstützt. Die Arbeit die er machte war alles andere als leicht. Er hat gebuckelt und seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Er hat die wundervolle Gudrun kennen gelernt und eine Familie gegründet. Sicherlich war er auch streng, da können seine Töchter sicherlich einiges erzählen, aber die Familie und deren Wohl war immer Kern seiner Entscheidungen und sein Lebensmittelpunkt. Er war immer da wenn jemand Hilfe brauchte oder einen Rat. Er hat auch nicht hinter den Berg gehalten wenn er etwas anders sah und dies ist gut so. Denn so konnten wir alle viel von ihm lernen. Der alte Charmeure, der es immer verstand einen flotten Spruch zu bringen, war immer für alle da. Meine Frau und alle anderen neuen Familienmitglieder hat er sofort mit aufgenommen. Er wusste genau, dass zum Schluss nur die Familie und die engen Freunde zählen. Gern möchte ich dies so auch an meine Kinder weitergeben.

Was ich sonst noch gelernt habe

Neben unserem letzten Gespräch habe ich in den gemeinsamen Jahren vieles mitgenommen aus den Begegnungen mit meinen Großeltern. So weiß ich, dass es gut ist Freude zu haben und viel zu lachen. Ich habe gelernt, dass es immer mehrere Ansichten gibt und oftmals mehrere Wege zum Ziel. Eine weitere wichtige Lektion ist Vertrauen. Für seine Sache einzustehen und verlässlich zu sein, dies ist Kern des Vertrauens. Auch Fehler einzugestehen. Zu guter Letzt habe ich noch gelernt, dass es wichtig ist wie man kommuniziert. Das gesprochene Wort ist mächtig und kann Türen genauso öffnen wie schließen. Dies sind alles Punkte, die ich von meinen Großeltern lernen konnte und immer wieder vorgelebt bekam.

Danke

Meine lieben Großeltern, ich danke euch von ganzem Herzen für die gemeinsame Zeit. Dafür, dass ihr das leben so vieler Menschen bereichert habt und mir einen Weg gezeigt habt, ein glückliches Leben führen zu können.

Viele Grüße,

Thomas

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