Hallo Zusammen, nun soll es schon gleich mal ans Eingemachte gehen. So möchte ich einen ersten Blick in die Parameter geben, welche mir bei der Arbeit häufig über den Weg laufen. Damit stelle ich Euch ein paar Parameter vor sowie ein paar Eigenschaften dieser. In den kommenden Wochen werde ich bei den wichtigsten Parametern auf die speziellen Eigenschaften der eingehen.
Der wohl bekannteste und umfangreichste Parameter, Die Losgröße!
Mit der Losgröße kann man, zumindest aus meinen Erfahrungen heraus, den größten Einfluss auf den Ablauf und den Erfolg der Produktion nehmen. Nicht in allen Industrien ist die Losgröße gleichermaßen relevant, aber in den großen Verbrauchs- und Gebrauchsindustrien ist die Losgröße ein sehr entscheidender Parameter. Die Losgröße gibt an wie viele Teile oder welche Menge eines Materials am Stück bzw. direkt hintereinander gefertigt werden. Sie hat Einfluss auf:
– die Reaktionsgeschwindigkeit eines Unternehmens
– das Zeitverhältnis von Rüst- und Nebenzeit zur Bearbeitungszeit; gerade hier kann es schnell zu Diskrepanzen bei den unterschiedlichen Zielen verschiedener Abteilungen kommen
– die Lagerbestände
– die Lieferperformance
– die Maschinenauslastung
– den Materialfluss
– das gebundene Kapital
– die Durchlaufzeit
– …
Es gibt dazu eine ganze Reihe an Regelmöglichkeiten für die Losgröße:
– feste Losgröße
– Zeitraumbezogene Losgröße
– Grundmaterialbedingte Losgröße
– Kalenderlosgröße
– Min./Max. Losgröße
– …
und natürlich noch eine Kombination von verschiedenen Unterpunkten. Hierzu kommt in einem separaten Blogartikel die ausführliche Erklärung.
Als nächster Parameter kommt der Bedarfsvorlauf. Hierbei handelt es sich um einen Zeitpuffer, welcher in der Regel pro Materialstufe festgelegt wird. So kann dieser zu jedem Zwischenlager angelegt werden. Die Bedarfsvorlaufzeit ist eine Pufferzeit und verlängert somit die Durchlaufzeit. Da die Durchlaufzeit direkte Auswirkung auf die gebundenen Kosten hat, ist es zielführend die Bedarfsvorlaufzeit gezielt einzusetzen. Zum Beispiel für die kritischsten Teile und Teile, welche starken Schwankungen unterliegen.
Als dritter Parameter kommen die Freigabezeiten. Dahinter verstecken sich, im SAP von mir genutzt, drei Parameter.
1. Der Eröffnungshorizont
Mit dem Eröffnungshorizont ist der Zeitraum gemeint, in welchem man einen Planauftrag in einen eröffneten Auftrag umwandelt. Bei mir ist dies ein wichtiger Schritt, da die Planaufträge von den von mir zu bedienenden Kunden direkt in das SAP eingespielt werden. Bis zum Zeitpunkt der Eröffnung unterliegen diese alle den Schwankungen der Kunden (Terminverschiebungen, Mengenänderungen). Die Planaufträge werden jedoch schon für den Einkauf herangezogen, um Material zu bestellen. Nach der Eröffnung der Aufträge können noch manuelle Terminierungen vorgenommen werden. Weiterhin wird zwischen Eröffnung und Freigabe noch eine Materialverfügbarkeitsprüfung durchgeführt.
2. Der Eckstart
Ist der Eckstarttermin erreicht, muss der Auftrag spätestens freigegeben werden. Richtig eingestellt wird mit dieser Transaktion die Erstellung der Auftragspapiere automatisch durchgeführt. In meinem Fall wird der Auftrag auch noch an das MES übertragen und ist somit für die Fertigungsmitarbeiter sichtbar. Mit den Auftragspapieren können Schritte durchgeführt werden, welche für die direkte Bearbeitung notwendig sind, aber im System nicht gemessen werden, da diese Schritte nicht wertschöpfend sind. Als Beispiel ist hier unter anderem die Programmierung für Zuschnittmaschinen, die Zusammenstellung von Einzelteilen für das Zusammenfügen von Baugruppen usw.
3. Der terminierte Start
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die berechnete Bearbeitungszeit des Produktes. Jegliche Verzögerung ab diesem Moment wird als Rückstand gemessen und riskiert eine unpünktliche Lieferung. Die Bearbeitung sowie der Rüstprozess sind ab hier minuten-/sekundengenau und werden ergänzt durch die Übergangszeiten zwischen den Prozessen.
Da es gerade Thema war, kommt als nächster Parameter die Übergangszeit. Dies ist die systemisch geplante Zeit zwischen zwei Arbeitsschritten. Sie dient der Warenbewegung sowie allen anderen nicht wertschöpfenden Tätigkeiten zwischen den Prozessschritten. Bei Verzug wird diese Zeit gekürzt und daher dient die Übergangszeit zeitgleich als Zeitpuffer. Bei Materialien mit vielen Prozessschritten hat diese Zeit eine starke Auswirkung auf die Durchlaufzeit, zumal die Übergangszeit nicht selten deutlich größer ist als die durchschnittliche Bearbeitungszeit. Weiterhin ist eine Flussproduktion durch die Übergangszeit gehemmt wenn nicht gänzlich unmöglich.
Mit diesen vier Parametern möchte ich einen ersten Einblick in die Fertigungssteuerung geben. Die Parameter sind Kern einer optimierten Produktion und mit ergänzenden Parametern und Informationen kann man sich auf nahezu alle Situationen vorbereiten. Wichtig ist dabei die Parameter zu kennen und deren Auswirkung auf die Fertigung genau einordnen können. Jede Anpassung/Änderung hat erhebliche Auswirkung auf die Produktion und kann daher auch schnell zu negativen Ergebnissen führen.
Wenn Ihr Ergänzungen oder Fragen habt, so freue ich mich über Eure Kommentare und Nachrichten.
Viele Grüße,
Der Fertigungssteuerer